Celler Schloss-Gespräch: „My country first“
„My country first – Trump, Brexit & Co. verändern die Welt“ lautete der Titel des fünften Celler Schloss-Gesprächs am 9. Mai 2017. Nach dem Ausgang der US-Wahl und dem Brexit diskutierten wir mit unseren Gästen über diese Fragen: War es das mit der Globalisierung? Heißt die Devise jetzt Abschottung? Und vor allem: Welche Auswirkungen hat der Protektionismus wichtiger Handelspartner auf die niedersächsische Wirtschaft?
Im Gespräch mit Moderatorin Astrid Frohloff unterstrich DMAN-Direktor Harald Becker die Aktualität des Themas: „Neben dem demografischen Wandel und dem Fachkräftemangel ist der Protektionismus die nächste große Herausforderung – die deutsche Wirtschaft sollte vorbereitet sein.“ Er lobte die duale Berufsausbildung als einen entscheidenden Erfolgsfaktor für den Standort Deutschland.
Der neue Oberbürgermeister von Celle, Dr. Jörg Nigge, begrüßte die rund 140 Gäste in der „bald wirtschaftsfreundlichsten Stadt Deutschlands.“ Nigge hat sich zum Ziel gesetzt, den Standort Celle weiter auszubauen und verstärkt auf ansiedlungswillige Unternehmen zuzugehen.
Impulsredner des Abends war Prof. Michael Hüther vom Institut der deutschen Wirtschaft Köln. Für ihn steht fest, dass der globalisierte Handel kein Nullsummenspiel ist, weil vom Handel immer beide Seiten profitieren: „Protektionismus und Populismus sind die Bremsklötze der Globalisierung. Der Wettbewerb lebt davon, dass alle mitmachen können. Wer den Freihandel gefährdet, schadet sich selbst.“ Hüther stellte jedoch auch fest, dass politische Unsicherheiten wie die Wahl des US-Präsidenten Donald Trump und der Brexit faktisch gesehen kaum einen Einfluss auf das realisierte BIP-Wachstum hätten: „Die deutsche Wirtschaft lässt sich selbst von diesen Ereignissen nicht so einfach aus der Ruhe bringen.“ Deutschland erziele vor allem durch die starken räumlichen Wirtschaftscluster, die duale Berufsausbildung und die Sozialpartnerschaft die Kooperationserträge, die den Standort derzeit so stark machten.
Dr. Volker Schmidt, Hauptgeschäftsführer von NiedersachsenMetall, zeigte auf, dass die Metall- und Elektro-Branche ein robuster Industriezweig ist: „Die Ergebnisse unserer letzten Konjunkturumfrage zeigen, dass unsere Mitgliedsunternehmen durchaus selbstbewusst auf die Ankündigung der neuen US-Administration reagieren. Es ist vor allem die US-Industrie selbst, die strukturell auf Importe angewiesen ist.“ Durch die große Exportneigung des industriellen Mittelstands in Niedersachsen seien die Unternehmen zwar besorgt, jedoch nicht beunruhigt.
Das bestätigte auch Uwe Hehl, Vorstand des Gelnhausener Autozulieferers Veritas AG, in der anschließenden Diskussionsrunde. An dieser Stelle machte auch Hüther noch einmal deutlich, wie wichtig Freihandel sei: „Grenzen öffnen und den anderen akzeptieren – das ist ein großer Hebel für mehr Integration. Wenn möglichst viele Menschen vom freien Handel profitieren und neue Arbeitsplätze entstehen, ist das ein wirksames Mittel gegen den Populismus.“ Schmidt stimmte zu und ergänzte: „Vorsprünge müssen immer wieder erarbeitet werden – das gilt sowohl für Unternehmen, als auch für eine Volkswirtschaft als Ganzes.“
Musikalisch untermalt wurde die Veranstaltung durch „Sophiel zum Thema Jazz“, eine Gruppe junger Musiker aus Celle.
Das Get together in den Caroline-Mathilde-Räumen des Celler Residenzmuseums nutzten die Teilnehmer zum Erfahrungsaustausch in zwangloser Atmosphäre.
Veranstalter der Celler Schloss-Gespräche sind die Deutsche Management Akademie Niedersachsen und NiedersachsenMetall. Ihr Ziel ist es, den Entscheidern in niedersächsischen Unternehmen Impulse und konkrete Hilfestellungen für ihre Aktivitäten auf heimischen und internationalen Märkten zu geben.
Fotos: Torsten Volkmer
Einen Bericht über das Celler Schloss-Gespräch finden Sie auch bei CelleHeute.